Aufnahme von Flüchtlingskindern

Auch in Zeiten einer Corona-Pandemie muss an andere Menschen gedacht werden. 47 Kinder und Jugendliche steigen am 18. April in Athen in ein Flugzeug Richtung Hannover und hoffen dem Elend auf Lesbos, Samos oder Chios zu entgehen. Hier Gedanken wie es weitergehen kann:

  • Die Aufnahme muss für eine längere Zeit geplant werden. Wir wissen nicht, ob sie jemals wieder in ihre Heimat zurückkehren können, oder ob sie in Deutschland bleiben werden. Wir wissen auch nicht, ob sie Mitglieder ihrer Familien wiederfinden werden.
  • Es handelt sich um jugendliche Überlebenskünstler. Sie haben es geschafft, am Leben zu bleiben unter unterschiedlichen schwierigen Umständen. Sie können darauf stolz sein. Sie haben auf ihrer Flucht Beziehungen zu vielen Menschen verloren, vielleicht auch schlechte Erfahrungen mit fremden Menschen gemacht, aber sie haben auch neue Freunde gefunden und neue Bindungen gewagt. Ihren Stolz und ihre neuen und alten Beziehungen sollten wir schützen und nicht zerstören.
  • Es sind die meisten von ihnen wahrscheinlich traumatisiert und vielleicht verwahrlost, d.h. sie haben allein die Verantwortung für sich, vielleicht auch für Geschwister gehabt. Die Mittel, mit denen sie überlebt haben, passen nicht in eine geordnete und wohlhabende Welt. Sie müssen Zeit bekommen, das zu merken und sich zu verändern.
  • Die Menschen, die sie aufnehmen brauchen Unterstützung und manchmal psychologische Hilfe, um diese Kinder zu verstehen und zu tolerieren. Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, sich wechselseitig zu helfen und zu trösten und zu beruhigen. Wenn möglich sollten sich die Kinder einer Gruppe wöchentlich treffen, möglichst mit jemand, der ihre Sprache spricht und sie zum Gespräch anregen kann. Als Aufnahmegesellschaft müssen zwei Ziele verfolgen: Die Hoffnung aufrecht zu erhalten, dass diese Menschen wieder in ihr Land zurückkehren können, und die Hoffnung, dass sie sich hier integrieren, hier bleiben können. Wir kennen ihre Zukunft nicht. Daher brauchen sie Unterricht in Deutsch und Unterricht in ihrer Herkunftssprache, soweit das möglich ist. Die Menschen, die sie aufnehmen im Heim oder privat in der Familie, muss geeignete Supervision angeboten werden, in der sie die Erfolge und Wirkungen ihrer Arbeit, aber auch die entstehenden Herausforderungen, mit anderen besprechen können.

Die Rahmenbedingungen für ihre Aufnahme hier in Deutschland müssen klar sein: sie brauchen ausreichende Versicherung und eine Zusage, dass sie nicht mit 18 Jahren gegen ihren Willen abgeschoben werden. Beides ist auch für die Personen wichtig, die ihre Versorgung übernehmen.