Das Thema Einzelhandel in Kelkheim ist eines, welches Michael Hellenschmidt seit längerem auch persönlich verfolgt. „Ich bin Kelkheim komplett abgelaufen, um mir ein Bild von den Geschäften zu machen“, so der Bürgermeisterkandidat zur Einleitung.
Insgesamt etwa 240 Geschäfte irgendeiner Art „mit Tür“ zählte Michael Hellenschmidt in Münster, Mitte und Hornau. Grob könne man diese Erfahrung wie folgt zusammenfassen: 190 Mitglieder weise allein die Vereinigung Kelkheimer Selbstständiger (vks) aus, wobei hier allerdings nicht nur Geschäftsinhaber im klassischen Sinn Mitglieder seien. Das MTZ habe 185 Geschäfte, allerdings mit einem sehr hohen Anteil im Bereich Kleidung (mehr als 30%), der in Kelkheim unter 10% liege. Spitze wiederum ist Kelkheim bei den Friseuren mit über 30 zur Auswahl stehenden Dienstleistern. Auch im Bereich der Gastronomie ist der Anteil mit 10% nennenswert und auch Bäckereien sind noch vorhanden, jedoch nur noch vereinzelte traditionelle Bäcker. Andere Formate wie etwa Buchhandel gäbe es nur in kleinem Umfang und ein separates Spielwarenfachgeschäft gar nicht mehr. Diese seien nur noch als Ergänzungssortimente in anderen Läden zu bekommen.
Etliche Boutiquen hätte es in Kelkheim vor Jahren noch gegeben, heute gäbe es keine mehr, berichtete ein älterer Teilnehmer. Online habe dies komplett verdrängt, so ein anderer Teilnehmer. Bei Mode gingen insgesamt jedoch die Meinungen etwas auseinander wohin der Einkauf sich verlagert hat, ob mehr in MTZ und Frankfurt oder zu Onlinegeschäften. Bemühungen von Ladenbesitzern vor Ort, die ihr Angebot online erweitern wollten, etwa mit Service-, Bestell- oder Reservierungsangeboten, könne man auch städtisch unterstützen, fügte Kalle Debus von der SPD hinzu. Hierbei müsse es aber eher um strukturelle Hilfen und einfache Prozesse eher gehen als um Direktzuwendungen.
Es seien aber Teils auch ganz praktische Themen, so ein weiterer Teilnehmer. „Wenn ich Schuhe für meine Kinder kaufen gehen will, finde ich in der Bahnstraße nur schwer einen Parkplatz“, so der Vater deutlich. Andere wiederum wollten Gastronomische Angebote nutzen, die auch erreichbar und bezahlbar sind.
In Sachen Lebensmittel war man sich schnell einig, dass das heutige Angebot die allermeisten zufrieden stelle. „Mein Kühlschrank ist der Rewe“, so ein Teilnehmer markant zu der Frage, ob Lebensmittelgeschäfte ein Engpass seien. Geschäfte hätten bis spät abends geöffnet, so dass man jederzeit noch schnell etwas einkaufen könne. Zumindest in dieser Runde kam kein weiterer Bedarf für die Ausweitung an Lebensmittelgeschäften auf.
Auch müsse die Kommune müsse aktiv werden, um für Gewerbe in Kelkheim attraktiver zu sein, auch im Straßenbild. Weniger Durchgangsverkehr sei hier hilfreich. Planung für Kreisverkehr etwa habe es bereits gegeben an der Frankfurter Straße / Parkstraße führte Sozialdemokrat Claus-Jürgen aus. Laut Peter Kippenberg, fehle es – im Gegensatz zu der Nachbarstadt Bad Soden – eine zusammenhänge, ablaufbare Stadtmitte. Zwar funktioniert der Marktplatz mit der Stadtmitte, wo bereits einige Bedarfe gedeckt werden. „Die Straßen sind aber kein Erlebnisweg in Kelkheim“, so Kippenberg. Zu wenig attraktive Geschäfte. Eine Mitdiskutantin stimmte diesem Punkt zu und betonte, dass es auch aus das „Drumherum“ ankomme und schloss hier auch die Begrünung mit ein.
„In Kelkheim ist einfach alles verzerrt. Man kann mit einmal Parken nicht alles erreichen“, bestätigt auch eine weitere Teilnehmerin, die sich aus einem der Bergdörfer zugeschaltet hatte. Sie fahre sogar gelegentlich eher nach Königstein oder Schneidhain um schnell alles zu erledigen oder wenn es notwendig wird ins MTZ oder gar in Frankfurt, um gezielt bestimmte Dinge zu kaufen, wie etwa Spielzeug. Und das obwohl ihr die Kelkheimer Selbstständigen durchaus am Herzen lägen. Sie vermisse die Vielfalt in der Stadt Kelkheim.
Auch eine Art „kleine MyZeil“ oder wie das Hofheimer Chinon-Center könnte attraktiv sein, wo mehrere Geschäftsleute sich die Gebäudekosten teilen könnten. Insgesamt wurde – nicht zum ersten Mal – die Geschäftsaufgabe von Rita Born bedauert. Ein gemischtes Angebot, was doch für viele Kelkheimerinnen und Kelkheimer wichtig gewesen war.
Ein Kelkheimer vermisste vor allem auch Angebote im Bereich Fachgeschäfte und nannte als Beispiel den ehemaligen Strocka (Napp) in Bad Soden mit Angeboten im Bereich Haushaltswaren. In Kelkheim sei hier allenfalls noch ein Drogeriemarkt oder Woolworth mit Angeboten parat, die aber ein gutes Fachgeschäft nicht per se ersetzen könnten.
Die Vereinigung Kelkheimer Selbstständigen (vks), die Interessenvertretung für die Selbstständigen Gewerbetreibenden ist bei den Bürgern bisher möglicher Weise noch nicht immer ein Begriff. Die von der vks initiierte Kelkheimer Gutscheincard wiederum sei durchaus bekannt, konnte Hellenschmidt aus Gesprächen sowie dem Kreis der Teilnehmer ermitteln, auch wenn noch nicht alle Teilnehmer Erfahrungen damit gesammelt haben. Es sei aber ein guter Ansatz, um Anlässe für den Einkauf in der Stadt zu geben. Hier müsse man aber nochmal genauer hinschauen, da die Vereinigung doch eine zentrale Position in Sachen Einzelhandel einnehme und bislang offenbar nicht in allen wichtigen Punkte bei der Stadt Gehör bekomme, wie berichtet wurde.
Ein gesonderter Punkt seien Tipp- und Spielgewerbe. Diese würden andernorts besteuert, berichtete Michael Hellenschmidt, in Kelkheim sei dies bisher nicht erfolgt. An diesem Abend war dies jedoch nicht nur zeitlich, sondern auch von der Bedeutung in der Diskussion her das letzte Thema.
Bestimmte fehlende Fachgeschäfte, ein einfach erreichbares, fußläufig zusammenhängendes Einkaufserlebnis, mit bezahlbarer Gastronomie in einem angenehmen Stadtbild als „Drumherum“ war dann auch Zusammenfassung und Wunschzettel des Abends zugleich. Erneut ging so eine Stunde mit angeregtem Gespräch zu Ende, nicht ohne dass Michael Hellenschmidt sich einiges zur Nachverfolgung notiert hatte.